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Marronifest 2015

Die Corale ProTicino di San Gallo hatte am 6. November 2015 ein zahlreiches Publikum eingeladen. Mit dem Zug und der Dampflokomotive ging es auf Reise durch das Tessin. Bahnhofvorstand Gianni Looser hatte die grosse Reisegruppe im Kirchgemeindehaus St. Martin in St. Gallen – Bruggen begrüsst und die nötigen Instruktionen erteilt. Zugführer war unser Dirigent Claudio Ambrosi. Er führt unsere Corale schon seit 30 Jahren mit viel Umsicht und mit viel Erfolg durch unser Repertoire mit tollen Volksliedarrangements und eigenen Kompositionen. Reiseführerin war Cristina Binggeli, die das Publikum auch dieses Jahr mit Brillanz durchs das Programm führte. Sie berichtete über technischen Angaben, historische Ereignisse, wie auch von unterhaltsamen, sentimentalen und auch traurigen Gegebenheiten. Im Speisewagen waren Giuseppe D’Agostino, Kurt Mühlberger und Fiore Petrielle anzutreffen, die für uns die feinen Marroni zubereiteten. Nicht vergessen wollen wir die unermüdliche Zugsbesatzung, unsere Coralini und die freiwilligen Helfer, die den Saal dekoriert, die feinen Panini und Torten zubereitet, die Kastanien geschnitten und serviert, die Karten für die Tombola verkauft haben und am Buffet gestanden sind, etc. Es ist unmöglich eine vollständige Liste aller treuen Helfer zu erstellen. Sie alle haben vor und hinter den Kulissen gearbeitet und verdienen ein herzliches Dankeschön.

 

Heute verreist man, um neue Länder und andere Kulturen kennen zu lernen, die Sonne zu geniessen, in fröhlicher Gesellschaft mit anderen Leuten zu sein, den guten Wein und das feine Essen zu geniessen und sich zu amüsieren. Die Tessiner jedoch, von denen unsere Lieder erzählen, verreisten um der Armut zu entrinnen. Sie verliessen ihr Heimatdorf und ihre Lieben, um in der Fremde oder in Uebersee etwas Geld zu verdienen, dies bei harter Arbeit und gleichzeitig an Kälte, Hunger und Heimweh leidend.

 

Die Zeiten haben sich geändert. Etwas ist geblieben. Um von Norden nach Süden oder von Süden nach Norden zu gelangen, muss man durch oder über den Gotthard gehen. Heute durch den Tunnel, früher über den Berg. „Al va via pal mund – er geht weg in die weite Welt“ sagte man früher über die Personen, die über den Gotthard auf Arbeitssuche gingen. So kam es auch, dass eine alte Mutter aus dem Muggiotal ihrem Sohn in St. Gallen ein Paket sandte und folgende Adresse schrieb: Giacomo Cereghetti, Via per il mondo. Glücklicherweise kannte der Posthalter die genaue Adresse.

 

Marianne Racine